Der Steinadler im Porträt

Der Steinadler ist nach dem Seeadler der derzeit größte in Deutschland brütende Greifvogel. Mit einer Spannweite von bis zu 230 cm ist er eine beindruckende Erscheinung und es ist ein unvergessliches Erlebnis, wenn  man ihn auf einer Wanderung in den Alpen zu Gesicht bekommt. 

Steinadler gehören zu der Gattung Aquila innerhalb der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Die Vögel der Gattung Aquila werden manchmal auch als die "echten" Adler bezeichnet. Nicht alle Adler sind "echte" Adler. So ist z.B. der Seeadler näher mit den Milanen als dem Steinadler verwandt.

Der nächste Verwandte in Deutschland ist der vom Aussterben bedrohte Schreiadler. In Deutschland brüten Steinadler momentan nur noch in den bayerischen Alpen. Außerhalb der Alpen gibt es nur unregelmäßig Beobachtungen und In Norddeutschland tauchen immer wieder skandinavische Vögel auf. 

adulter Steinadler auf Aussichtwarte (Foto: Evi Siedersbeck)

Der Steinadler brütet in Deutschland nur noch im Alpenraum (Bayern) an geschützten Stellen in Felswänden oder seltener auf Bäumen. Die Art ist aber nicht zwingend ans Gebirge gebunden.

Wo es geeignete ungestörte Lebensräume gibt und ausreichend Beute vorhanden ist, kann der Steinadler auch sehr gut im Flachland leben. So hat der Steinadler beispielsweise in der Schweiz in den letzten Jahren mit einigen Paaren auch das Voralpenland besiedelt. Auch in Dänemark brüten wieder Steinadler.

In Deutschland könnten sich Steinadler potentiell auch außerhalb der Alpen ansiedeln, so z.B. im Schwarzwald oder in einigen dünn besiedelten Gebieten in Ostdeutschland.

Die Siedlungsdichte der Steinadler hängt von mehreren Faktoren ab: Strukturierung des Lebensraumes und dessen Thermikverhältnisse, Nahrungs-       meist brüten Steinadler in Felsen in der Waldzone (Foto: Hans-Joachim Fünfstück)         angebot (Sommer/ Winter), der Intensität menschlicher Nutzung und der                                                                                                                                                 verfügbaren Anzahl an Adlern, also vom Bruterfolg der gesamten Population... 

Adlerreviere können bis zu 100 km² und mehr umfassen. In Bayern sind sie aktuell wesentlich kleiner. Meist wird nur ein erheblich kleinerer Teil des Revieres zur Jagd genutzt. Inwieweit menschliche Aktivitäten und Störungen einen wesentlichen Einfluss auf zeitliche und räumliche Nutzung verschiedener Revierabschnitte haben, wird derzeit vom LBV untersucht.

In Deutschland brütet der überwiegende Anteil der Steinadlerpaare in Felsnischen und -bändern. In Nordosteuropa werden häufiger auch Baumhorste angelegt.

In den Alpen sind diese jedoch vergleichsweise selten. Ein Paar hat in seinem Revier meist mehrere Horste - als Höchstwert sind 12 Horste bekannt - die abwechselnd zur Brut verwendet werden - wohl auch um Parasiten an Beuteresten im Horst auszuweichen. Manchmal genügt den Paaren jedoch auch ein einzelner Horst, der Jahr für Jahr wieder benutzt wird.

Da die Horste jedes Jahr vor Brutbeginn von beiden Partnern "renoviert" werden und auch während der Brut und Jungenaufzucht immer wieder Äste eingetragen werden , können die über mehrere Generationen benutzten Nester Ausmaße von bis zu 3 m Durchmesser und 5 m Höhe erreichen.

Häufig werden während der gesamten Brutsaison - wahrscheinlich zum Schutz des brütenden Altvogels und der Jungvögel vor Insekten und Parasiten - Nadelholzzweige zum Horst gebracht.                                                            Baumhorste werden meist in alten Tannen gebaut (Foto: Hans-Joachim Fünfstück)

2 (selten 1 oder 3) Eier

Legeabstand: 2-3 Tage

Der Bruterfolg hängt von vielen Faktoren ab und kann beispielsweise durch das Auftreten von Fremdadlern im Revier zur Brutzeit, der Eingespieltheit eines Paares oder dem vorhandenen Nahrungsangebot beeinflusst werden.

Auch menschliche Störungen können sich zur Brutzeit besonders negativ auswirken und zur Aufgabe einer Brut führen.

So haben ungestörte Reviere mit gleichbleibenden Partnern und einem reichhaltigen Nahrungsangebot in der Regel den besten Bruterfolg.

Bei ungünstigen Voraussetzungen kann die Jahresbrut ganz ausfallen.

Normale Erfolgsrate: 0,5 Jungvögel pro Paar und Jahr, in Bayern beträgt der Bruterfolg knapp 0,3 Jungvögel pro Paar und Jahr.

Die Jungen werden in den ersten 14 Tage fast ununterbrochen von den Eltern gehudert (gewärmt). Die von den Altvögeln erbeutete Nahrung wird den Küken im Horst in "schnabelgerechten" Stücken verfüttert.

Die in mehreren Tagen Abstand geschlüpften (meist 2) Jungvögel konkurrieren um das Futter, wobei das älteste Küken das/die Geschwister meist bei den Fütterungen abdrängt und so in der Regel nur ein Jungvogel die ersten Wochen überlebt (Kainismus).

Ist das Junge ca. 30 Tage alt, wird die Beute von den Altvögeln nur noch in den Horst geflogen und dort vom Jungvogel selbstständig zerlegt und gefressen.

Im Alpenraum verlassen die Jungvögel den Horst - nach etwa 70 tägiger Nestlingszeit - meist Mitte/ Ende Juli . Die jungen Steinadler bleiben jedoch noch lange im elterlichen Revier - teilweise bis Januar/ Februar des folgenden Jahres.